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Yu-Gi-Oh Duel Links weckt nostalgische Gefühle – aber zu welchem Preis?

Spielspaß
Grafik / Design
Musik
Steuerung
Innovation
Story
Reicht niedrige Hardware?
Durchschnitt:

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es vor Jahren war, sich vom knappen Taschengeld einen frischen Booster voller Sammelkarten zu kaufen. Egal ob es das Pokemon Trading Card Game, Magic the Gathering oder eben Yu-Gi-Oh Karten waren.

Meistens waren die Spielregeln unbekannt, aber die schimmernden Karten mit ihren genialen Artworks haben Kinder und Jugendliche (und auch Erwachsene!) in ihren Bann gezogen. Irgendwann fand sich im Freundeskreis dann doch jemanden, der mit den Regeln vertraut war, und es eröffnete sich ein völlig neue Welt.

Gerade für das  Yu-Gi-Oh TCG gab es einige Hobbyläden, die berechtigt waren, offizielle Turniere durchzuführen. So bestand auch bei mir der Freitagnachmittag oft daraus, nach der Schule in den Zug zu hechten, um in der nächstgrößeren Stadt mit meinen veralteten, billigen Karten gegen Leute mit teuren, immer brandaktuellen Decks anzutreten. Natürlich mit mäßigem Erfolg.

Diese nostalgischen Gefühle lassen sich nun online fast in identischer Weise wieder erleben. Yu-Gi-Oh Duel Links macht das möglich.

Free 2 Play und seine Kosten

Duel Links ist ein an sich kostenloses Spiel für PC und mobile Geräte. Ein klassisches Free to Play Game. Das bedeutet: das Spiel kann umsonst, z.B. bei Steam, heruntergeladen werden und die grundlegenden Spielfunktionen stehen zur Verfügung, ebenso (nutzlose) Starterdecks. Meistens offenbaren sich bei solchen Kandidaten aber schon nach wenigen Spielminuten die vielen Kosten, die erforderlich wären, wenn man das Game in vollen Zügen auskosten möchte.

In der Regel zeigt sich das in der Form eines Itemshops, in welchem die zusätzlichen Inhalte gegen Bares erworben werden können. Vor allem bei Trading Card Games bietet sich diese Form der Vermarktung geradezu an. Gute Karten? – Dann bitte zur Kasse dafür!

Duel Links ist da leider keine Ausnahme. Wer wettbewerbstaugliche Decks spielen möchte, muss auch eine Menge investieren.

Theoretisch können alle Ingame Inhalte auch mit der Währung „Edelsteine / Gems“ erworben werden. Diese lassen sich in der Menge vor allem durch investierte Zeit im Spiel anhäufen. Levelforschritte, Events oder Rätsellösen lassen einige der Steinchen springen. Jedoch benötigt es zum einen massenhaft Edelsteine für ein ganzes Deck und zum anderen auch eine ordentliche Portion Glück, für die investierten Steine die gewünschten Karten aus den Boostern zu erhalten.

Ein Boosterpack für 50 Edelsteine / 1,09€ enthält gerade einmal drei Karten. Da dauert es ganz schön lange, bis so ein Deck vollständig ist. Es lohnt sich deswegen, einem Gem Guide zu folgen, der Empfehlungen für starke Decks und ihren effektivsten Erwerb mit Free to Play Methoden eröffnet. Links zu hilfreichen Seiten finden sich am Ende des Artikels.

Itemshop – ohne dich läufts nicht

Doch selbst wenn zahlreiche Edelsteine ausgegeben sind und die Kreditkarte glüht, heißt es nicht, dass ein gebautes Deck für immer unbesiegbar gut sein wird. Etwa monatlich bringt Publisher Konami neue Boxen auf den Markt. Eine Hauptbox mit 180 neuen Karten und 2-3 neuen Archetypen, und eine Minibox mit 90 Karten, die 1-2 neue Archetypen enthalten.

Also kehrt sich das „Meta“ etwa alle zwei Monate komplett um. Meta ist hierbei die Abkürzung für Metagame und bedeutet gerade populäre, gern gespielte Decks. Das wiederum bedeutet aber auch, dass wer weiterhin im Wettbewerb bestehen möchte, immer wieder neue Karten kaufen muss. Ein kleiner Teufelskreis.

Derzeit sind Karten aus der Generation Fusion und Synchro erhältlich, sowie neuere Karten die mit diesen Techniken funktionieren. Modernere Spielmechaniken wie XYZ oder Pendulum gibt es in Duel Links (noch?) nicht.

Konami lockt immer wieder mit Sales, bei welchen Booster vergünstigt erhältlich sind und eine garantierte seltene Karte obendrauf beinhalten. Dennoch sind die Karten auch dann alles andere als günstig. Wer so eine Box komplett leeren möchte, kann gut und gerne 100€ investieren. Ganz schön happig.

Zeit für ein D-D-Duell

Duel Links entspricht nicht ganz dem original TCG, denn es gibt nur 3 Plätze für Monsterkarten und 3 Plätze für Zauber und Fallen (im originalen TCG je 5). Auch die Lebenspunkte starten nicht bei 8000, sondern 4000. Decks sind mit minimal 20 Karten spielbar, im Gegensatz zu den 40 Karten im TCG. Zudem führt ein Charakter aus der Yu-Gi-Oh Serie das Duell und setzt dabei eigene Fähigkeiten ein. Beispielsweise kann Joey das Spiel mit mehr Lebenspunkten starten, oder Yaden Yuki von außerhalb Fusionskarten hinzufügen. Das alles soll Duelle beschleunigen und das Spiel actionreicher gestalten.

Leider haben diese Beschränkungen auch zur Folge, dass zum einen viele bekannte Strategien nicht funktionieren und zum anderen bestimmte Karten im Spiel gar nicht erst erhältlich sind. Für Duel Links werden also völlig andere Decks und Gewinnstrategien verwendet, als im Original. Auch beliebte Systemdecks wie Burn oder Mill können nur in Ansätzen so effektiv gestaltet werden, wie im Original, da schlichtweg die essentiellen Karten fehlen.

Herausfordern kann man im Spiel NPCs, die je nachdem wie hoch der Sieg ausfällt, auch neue Karten herausrücken. Legendäre Duellanten (weitere Charaktere aus der Serie) können durch Quests freigeschalten werden und ebenfalls besondere Karten droppen. Damit lassen sich die öden Anfängerdecks leicht verbessern – richtig gut werden sie dadurch aber leider auch nicht. Derzeit sind viele Charaktere aus den Serien Yu-Gi-Oh, GX, 5Ds und DSOD spielbar. Mit Events kommen zeitweise weitere dazu. Ein riesiger Vorteil von Duel Links ist die KI, die man beim Kampf gegen NPCs einschalten kann. Diese führt dann Duelle vollautomatisch aus, sodass keine Langeweile beim Kampf gegen die immer gleichen Decks auftritt.

Der Kern von Duel Links ist der kompetitve Teil gegen echte Spieler. Es gibt eine monatliche Liga, in welcher durch Siege neue Stufen erklommen werden. Vom Anfänger bis zum „King of Games“ ist es ein weiter Weg. Mehrmals im Jahr gibt es dann auch einen Weltcup, in welchem sich Duellanten international messen können. Der Anreiz hier gegen andere, reale Spieler zu bestehen ist auch der Grund dafür, warum kräftig Geld für neue Karten investiert wird.

Die Duelle gegen Mitspieler laufen erstaunlich flüssig und fehlerfrei ab. Selten erlebt man einen Verbindungsabbruch oder spielentscheidende Bugs.

Fazit

Der Onlineableger Duel Links fühlt sich tatsächlich so an, wie das analoge Spiel früher: man gibt Geld für Karten aus und ist dann doch wieder schlechter, als ein anderer Spieler mit der dickeren Kreditkarte. Wenn man auf den kompetitiven Teil verzichtet, oder mit sich selbst im Reinen ist, dass auch die hinteren Ränge in Ordnung sind, kann das Spiel durchaus Spaß machen. Nur mit den Anfängerkarten und dem freischaltbaren Content wird es schwierig, vorne mitspielen zu können. Dennoch macht Duel Links schon ziemlich Spaß, gerade wegen der zügigen Duellen und dem daraus resultierendem schnellen Erfolgsgefühl. Der Spielspaß wird eben nur durch den andauernden Drang, neue Karten erwerben zu müssen, getrübt.

Grafisch ist Duel Links einfach gehalten, denn es läuft auf fast jeder Kartoffel. Hardwareanforderungen sind gleich Null. Sogar auf meinem Office-Uni-Thinkpad lässt sich ein Duell flüssig durchführen. Der Animestil ist konsequent eingesetzt und sehr stimmig. Einzig die Benutzeroberfläche empfinde ich als extrem unübersichtlich. Gerade als Anfänger im Spiel weiß man gar nicht, auf welche der zahlreichen Flächen und Texte man jetzt klicken muss.

Die Musik ist monoton. Für die verschiedenen Welten und Duelle gibt es einen festgelegten Soundtrack, der in Endlosschleife spielt. Nichts besonderes, Ton aus und die eigene Playlist an, ist um einiges erträglicher.

Wer mit Yu-Gi-Oh überhaupt nicht vertraut ist, wird im Spiel durch Tutorials Schritt für Schritt an die Spielregeln herangeführt. Erste Duelle lassen sich so schnell allein bestreiten. Da Duel Links auf mobilen Geräten läuft, braucht es zur Steuerung nur einen Finger bzw. am PC die Maus.

Insgesamt würde ich Duel Links nur als Gelegenheitsspiel ansehen. Hin und wieder für ein Duell hineinzuschauen macht defintiv Spaß. Massig Geld für schnell veraltete Karten ausgeben eher nicht.

Hilfreiche Links für Decks/Strategien/Kartenkatalog/Gem-Guides:
Verwendete Grafiken:
  • eigene Screenshots aus der Steam Version von Duel Links

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